Entwicklungsbereiche
Neben unterrichtsfachlichen Zielsetzungen (beispielsweise für die Fächer Mathematik oder Biologie) zeichnet sich nach Flott-Tönjes & Albers et al. (2017) der sonderpädagogische Unterricht explizit dadurch aus, dass gleichermaßen auch Förderziele in den Mittelpunkt gestellt werden. Im sonderpädagogischen Unterricht werden folglich fachliche Ziele und Förderziele auf sinnvolle Weise miteinander verknüpft.
Hier muss zunächst die Frage geklärt werden, was denn unter Förderung zu verstehen ist? Dieser zunächst sehr eindeutige erscheinende Begriff wird nicht nur in den verschiedenen Bundesländern, sondern auch von den Lehrkräften der allgemeinen Schule und denen der Sonderpädagogik mitunter sehr anders konnotiert (siehe zum Beispiel Greiten 2014; Wischer 2014). Nach dem hier zugrundeliegenden Verständnis ist unter Förderung im sonderpädagogischen Sinne die gemeint, die sich an den Entwicklungsbedingungen des Kindes orientiert (vergleiche Lütje-Klose 2014; Flott-Tönjes & Albers et al. 2017). Es lässt sich daher auch genauer als Entwicklungsförderung bezeichnen.
Entwicklungsförderung setzt daher an den durch die Entwicklungspsychologie unterschiedenen Entwicklungsbereiche an (vgl. z.B. Oerter & Montada 2022) und unterstützt die Heranwachsenden in dem Voranschreiten in ihrer Entwicklung.
Ein hervorstechendes Merkmal der sonderpädagogischen Förderung ist demnach, dass „sie über die curricularen Vorgaben und die unterrichtsfachliche Förderung hinausgeht“ (Flott-Tönjes & Albers et al. 2017). Sie nimmt neben etwaigen Lernschwierigkeiten und deren Ursachen auch besondere, mitunter förderschwerpunktspezifische Entwicklungsbedürfnisse sowie persönliche und individuelle Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten des jeweiligen Kindes bzw. Jugendlichen in den Blick. Daraus ergeben sich individuelle Entwicklungsbedarfe, auf die im Unterricht mit entsprechenden Maßnahmen eingegangen wird, sodass das Kind bzw. die Jugendliche in seinen Kompetenzen innerhalb der verschiedenen Entwicklungsbereichen gestärkt, eben gefördert wird.
Die Vernetzung von unterrichtsfachlichen Zielen und Förder- bzw. Entwicklungszielen wird auch duale Förderung oder dualer Unterricht genannt (vgl. Jöhnck & Baumann 2023). Im Kontext Schule findet diese hauptsächlich im Rahmen des Klassenunterrichts statt und das gilt unabhängig des jeweiligen Förderortes. Die Umsetzung der dualen Förderung orientiert sich dabei an den von Jöhnck und Baumann skizzierten Grundformen (Jöhnck & Baumann, 2023), das heißt, dass zum Beispiel gleiche Entwicklungsziele sowohl für mehrere Schüler*innen als auch nur für einzelne Kinder bzw. Jugendliche gelten und ebenso ist eine weitgehende Deckungsgleichheit von Fach- und Entwicklungs- bzw. Förderzielen möglich. Ausgangspunkt jeglicher planerischen Überlegungen in diesem Sinne sind die dafür in den Fokus genommenen Schüler*innen mit ihren individuellen Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten.
Zusätzlich zur dualen Förderung im Klassenunterricht sind weitere Fördersettings auszumachen. Neben der Förderung in Kleingruppen soll an dieser Stelle vor allem auf die Einzelförderung hingewiesen werden.
Quellen:
Flott-Tönjes U & Albers S et al. (2017) Fördern planen. Ein sonderpädagogische Planungs- und Beratungskonzept für Förderschulen und Schulen des Gemeinsamen Lernens. Athena-Verlag. Oberhausen
Jöhnck, J & Baumann S (2023) Zur systemischen didaktischen Konzeptualisierung dualen Unterrichts: Eine kritisch-konstruktive Auseinandersetzung mit Möglichkeiten der unterrichtsimmanenten Entwicklungsförderung. In: Zeitschrift für Heilpädagogik, 64 - 74.
Greiten S (2014) „Fördern ist…“. Fördern aus Sicht von Sonderpädagogen und Regelschulpädagogen. In: Friedrich Jahresheft 32. S. 30–31
Lütje-Klose B (2014) Kooperation in multiprofessionellen Teams. Fördern als gemeinsame Aufgabe in inklusiven Schulen. In: Friedrich Jahresheft 32. S. 26–29
Oerter L & Montada R (2022) Entwicklungspsychologie. Beltz. Weinheim
Wischer B (2014) Was heißt eigentlich Fördern? Zu den Konturen, Facetten und Problemen des Begriffs. In: Friedrich Jahresheft 32. S. 6–9
Die hier vorgestellte Einteilung der Entwicklungsbereiche wurden von Seminarausbilder*innen im Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation aus NRW vorgenommen. Dabei wurde berücksichtigt, dass es zum einen verschiedene und teilweise auch unterschiedliche Einteilungen der Entwicklungsbereiche gibt (vgl. Oerter & Montage 2022). Die Aufteilung hier orientiert sich an den Unterrichtsvorgaben für die Entwicklungsbereiche des Landes NRW für den zieldifferente Bildungsgang Geistige Entwicklung an allen Lernorten und wurde entsprechend der Bedarfe und Förderanliegen von Kindern und Jugendlichen mit einer Hörbehinderung adaptiert.
Zum anderen muss darauf hingewiesen werden, dass manche Entwicklungsbereiche Verknüpfungen zu anderen Bereichen aufweisen können und sich daher eine Trennscharfe Abgrenzung mitunter nicht ergibt. Diese möglichen Überschneidungen und Interaktionen wurden bei der Entscheidungsfindung durchaus berücksichtigt.
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