Auditive Wahrnehmung
Hörentwicklung
Pränatale Entwicklung
- Ab der ca. 4 SSW: Beginn der Entwicklung des Hörorgans
- Ab der ca. 20. SSW ist das Hörorgan ausgereift und funktionstüchtig
- Das ungeborene Kind nimmt akustische Reize von etwa 500 – 4000 Hz wahr
(Schallreize werden über die Knochenleitung wahrgenommen, aufgrund des Fruchtwassers entsteht ein Verlust von ca. 20 – 40 dB)
- das ungeborene Kind hört Vokale deutlicher als Konsonanten
- das ungeborene Kind nimmt Sprachmelodien wahr - Ab der ca. 22. SSW reagiert das ungeborene Kind auf akustische Reize
(Bewegungen, veränderte Herzfrequenz …) - Ab der ca. 28. SSW lassen sich neuronale Verbindungen vom Innenohr zur primären Hirnrinde nachweisen
- Ab der ca. 30. SSW lassen sich otoakustische Emissionen nachweisen
- Ab der ca. 35. SSW ist das ungeborene Kind dazu in der Lage, zwischen zwei reinen Tönen zu unterscheiden
- Ab der ca. 36. SSW kann das ungeborene Kind verschiedene Sprachlaute realisieren
(Ausbau einer sprachlichen Prägung) - Ab der ca. 38 SSW ist das ungeborene Kind dazu in der Lage, fremde Stimmen von der der Mutter zu unterscheiden
Postnatale Entwicklung
0 bis 3 Monate
Das Kind …
- zeigt reflexartige Reaktionen auf Geräusche oder Stimmen (z.B. Augenblinzeln)
- reagiert auf Geräusche anders als auf Stimme
- bevorzugt vertraute Stimmen (z.B. die der Mutter)
- schweigt oder lächelt, wenn es angesprochen wird
- …
3 bis 6 Monate
Das Kind …
- reagiert auf Ansprache (lächeln …)
- reagiert auf Geräusche (wird z.B. still …)
- reagiert auf bekannte Geräusche (zeigt z.B. Freude …)
- reagiert auf Musik
- reagiert auf Ansprache (z.B. hält inne, hört auf zu weinen …)
- reagiert auf Änderungen im Tonfall
- vokalisiert als Reaktion auf Sprache
- beginnt, den eigenen Namen zu erkennen
- lokalisiert seitliche Geräuschquellen durch Kopfdrehung
- …
6 bis 9 Monate
Das Kind …
- scheint Gesprächen zu lauschen
- zeigt Bewusstsein für leise Geräusche
- sucht nach Geräuschquellen
- hält inne, wenn es seinen Namen hört
- beginnt Geräusche zu imitieren (Tonhöhe, Dauer und Intensität …)
- …
9 bis 12 Monate
Das Kind …
- reagiert auf Musik durch rhythmische Bewegungen
- erkennt und reagiert angemessen auf vertraute Geräusche (z.B. indem es zum Telefon greift, wenn es geschellt hat …)
- erkennt die Stimmen von vertrauten Personen
- reagiert konsequent auf Anweisungen im strengen Tonfall (Verbote)
- assoziiert Tier- und Objektgeräusche (wau wau für Hund / Tatütata für Fahrzeuge mit Martinshorn …)
- schaut die Person an, von der es angesprochen wird
- schaut benannte Objekte an
- …
12 bis 18 Monate
Das Kind …
- zeigt Interesse an Umweltgeräuschen (Donner, Hundegebell …)
- hört Reimen und Liedern zu (bis zu drei Minuten)
- findet benannte vertraute Objekte außerhalb des Gesichtsfeldes
- lokalisiert Geräusche unter- und oberhalb
- …
18 bis 36 Monate (1,5 bis 3 Jahre)
Das Kind …
- reagiert, wenn es aus einem anderen Raum gerufen wird
- identifiziert und speichert zwei-Wort-Verbindungen („Gib den Ball und das Auto!“ …)
auditives Gedächtnis - …
36 bis 48 Monate (3 bis 4 Jahre)
Das Kind …
- identifiziert und speichert drei-Wort-Verbindungen („Gib mir die Puppe, den Ball und den Eimer!“ …)
auditives Gedächtnis - erinnert sich an mindestens drei Elemente einer Geschichte
auditives Gedächtnis - …
48 bis 60 Monate (4 bis 5 Jahre)
Das Kind …
- identifiziert und speichert vier-Wort-Verbindungen
auditives Gedächtnis - wiederholt einen Satz mit bis zu zwölf Silben und neun Wörtern, welcher bekannten Wortschatz und bekannte Grammatik enthält
auditives Gedächtnis - …
60 bis 72 Monate (5 bis 6 Jahre)
Das Kind …
- identifiziert und speichert zunehmend komplexe Wort-Verbindungen
auditives Gedächtnis - wiederholt einen Satz mit bis zunehmender Silben- und Wörteranzahl, welcher bekannten Wortschatz und bekannte Grammatik enthält
auditives Gedächtnis - …
Literatur und Links:
- Hoffmann V & Schäfer K (2020) Kindliche Hörstörungen. Springer, Berlin.
- Therres MK & Steyns I (2023) Entwicklungsreise eines Kindes – Meilensteine (Geburt – 6 Jahre) – deutsche Fassung von Hoffmann V Schäfer K. MED-EL, Innsbruck.