Allgemeine Intelligenz
Das CHC-Modell ist ein mehrstufiges, hierarchisches Intelligenz-Modell. Auf drei hierarchisch angeordneten Ebenen oder Schichten werden der g-Faktor (allgemeine Intelligenz; Schicht III), 10 „breite“ Fähigkeitsbereiche (Schicht II) und 73 „enge“ Fähigkeitsbereiche (Schicht I), die eine Differenzierung der Schicht-II-Faktoren darstellen, beschrieben.
Konkrete Beschreibungen der einzelnen Schicht-II-Faktoren (...), finden Sie im Anschluss an die folgende Grafik.
Beschreibungen und Erläuterung der einzelnen Schicht-II-Faktoren
Fluide Intelligenz (Gf): Schlussfolgerndes und logisches Denken bei neuen Aufgabenstellungen, die nicht allein durch automatisierten Abruf von erworbenem Wissen gelöst werden können. Hierzu gehören unter anderem Begriffsbildung, Klassifizierungsprozesse, die Entwicklung und Überprüfung von Hypothesen und das Erkennen von Regeln. Induktives und deduktives Schlussfolgern zählen zu den typischen Vertretern fluiden Denkens. Die exekutiven Funktionen - verstanden als Sammelbegriff für Mechanismen der Kontrolle und der Regulation - werden trotz der bestehenden Bezüge zu Gsm ebenfalls Gf zugeordnet.
Kristalline Intelligenz (Gc): Umfang des erworbenen, kulturbezogenen Wissens, z.B. lexikalisches Wissen, grammatisches Wissen, Sprachverständnis und Kenntnisse in kulturrelevanten Wissensgebieten und die Fähigkeit, dieses Wissen anzuwenden.
Kurzzeitgedächtnis (Gsm): Fähigkeit zum unmittelbaren Aufnehmen, Behalten und Bearbeiten einer begrenzten Anzahl neuer Informationen.
Auditive Verarbeitung (Ga): Fähigkeit, auditive Reize wahrzunehmen, zu analysieren, zu unterscheiden und kognitive Manipulationen mit ihnen vorzunehmen. Ga schließt nicht das Sprachverständnis ein, das der kristallinen Intelligenz (Gc) zugeordnet ist. Auf Schicht 1 werden 14 Faktoren unterschieden, z.B. die Phonetische Kodierungs-Analyse oder die Lokalisierung von Geräuschen.
Visuelle Verarbeitung (Gv): Fähigkeit zur Wahrnehmung, Analyse, Synthese und Manipulation visueller Muster und Reize und deren Beziehungen.
Langzeitspeicherung und -abruf (Glr): Fähigkeit, Informationen langfristig abzuspeichern und erfolgreich abzurufen. Hierzu gehören unter anderem semantische und lexikalische Wortflüssigkeit, Lernen von Wortlisten, Paarassoziationslernen. Im Gegensatz zu Gc geht es hier nicht um den Umfang des bereits erworbenen Wissens, sondern um die Effizienz der Speicherung und des Abrufs aus dem Langzeitgedächtnis.
Verarbeitungsgeschwindigkeit (Gs): Fähigkeit, kognitive Prozesse schnell, flüssig und automatisiert auszuführen. Gs wird typischerweise mit Aufgaben erfasst, die weniger komplexe kognitive Leistungen unter Zeitdruck verlangen. Auf Schicht 1 finden sich fünf Faktoren, z. B. Wahrnehmungsgeschwindigkeit, Semantische Verarbeitungsgeschwindigkeit, Geschwindigkeit der einfachen Zahlenverarbeitung.
Reaktionsgeschwindigkeit (Gt): Fähigkeit, auf elementare Aufgabenstellungen schnell zu reagieren (z.B. einfache Reaktionszeit, Wahlreaktionszeit). Gt bezieht sich auf die Geschwindigkeit, mit der unmittelbar auf einen Reiz oder eine einfache Entscheidungsaufgabe reagiert wird (Sekunden oder Sekundenbruchteile), während Gs erfasst, ob eine Person eine einfache Aufgabe über relativ längere Zeit (i. d. R. mehrere Minuten) zügig bearbeiten kann. Schicht 1 umfasst die drei Faktoren Einfache Reaktionszeit, Wahlreaktionszeit und Geschwindigkeit bei mentalen Vergleichen.
Quelle:
Stecher M & Brandstetter R (2024) CHC-Modell nach Cattell, Horn und Carroll. Abgerufen von URL:https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:diagn_methoden_koerperfunktionen:chc|, CC BY-SA 4.0